Es gibt Momente in unserem Leben, in denen uns das Gefühl überkommt, ständig von Drama umgeben zu sein – sei es im beruflichen oder im privaten Umfeld. Wir spüren vielleicht die Unruhe anderer Menschen, die Konflikte, die sie durchleben, und manchmal fühlen wir uns, als wären wir ungewollt in diese Wirbel hineinversetzt worden. Was oft unerkannt bleibt, ist die Tatsache, dass dieses Drama nicht nur um uns herum existiert, sondern in gewisser Weise auch in uns eindringt. Es findet seinen Weg in unser Energiefeld, in unsere Gedanken und unsere Gefühle. Wir tragen es mit uns, auch wenn wir glauben, uns davon distanzieren zu können.
Im beruflichen Kontext kann das zum Beispiel bedeuten, dass du von der Anspannung eines Kollegen oder der Dynamik im Team beeinflusst wirst. Du möchtest vielleicht nur deinen Job erledigen und dich aus unnötigen Konflikten heraushalten, aber irgendwie scheinen diese Spannungen dich dennoch zu erreichen. Sie nisten sich ein, und plötzlich merkst du, dass du selbst gereizter bist, dass dich kleine Dinge mehr stören als sonst. Es ist, als würde das Drama anderer in dir widerhallen, und du fragst dich vielleicht: „Warum passiert das? Ich wollte doch nur in Ruhe arbeiten.“
Auch im privaten Umfeld spüren wir oft die Energie der Menschen um uns herum. Ob es Freunde sind, die mit ihren Problemen zu uns kommen, oder Familienmitglieder, die ihre eigenen Kämpfe ausfechten – ihre Lasten können sich leicht auf unsere Schultern legen, selbst wenn wir uns bemühen, sie nicht zu tragen. Manchmal ertappen wir uns sogar dabei, wie wir emotional aufgeladen sind, ohne genau zu wissen, warum. Es scheint, als ob das Drama, das wir zu vermeiden versuchen, immer wieder seinen Weg in unser Leben findet.
Was hierbei wesentlich ist, ist die Erkenntnis, dass wir nicht nur passive Beobachter dieses Dramas sind. Wir haben die Möglichkeit – und die Verantwortung – uns abzugrenzen. Denn sobald wir die negativen Energien anderer aufnehmen, ziehen wir unbewusst ähnliche Situationen und Menschen in unser Leben. Diese Dynamik verstärkt sich, und wir finden uns in einem Kreislauf wieder, der uns nur noch mehr von dem bringt, was wir eigentlich vermeiden wollten.
Abgrenzung bedeutet nicht, dass wir uns völlig abschotten oder unnahbar werden müssen. Vielmehr geht es darum, bewusst zu entscheiden, was wir in unser Energiefeld lassen und was nicht. Es bedeutet, achtsam zu sein, wenn wir spüren, dass die Energie eines Raumes, einer Situation oder einer Person uns beeinflusst. Im beruflichen Kontext könnte dies bedeuten, klare Grenzen zu setzen, wenn die Dynamiken am Arbeitsplatz toxisch werden. Vielleicht müssen wir uns zurückziehen, eine Pause einlegen oder sogar offen kommunizieren, wenn wir das Gefühl haben, dass die Negativität zu viel wird.
Im privaten Bereich kann Abgrenzung bedeuten, dass wir lernen, liebevoll „Nein“ zu sagen. Wenn Freunde oder Familienmitglieder uns in ihre Dramen hineinziehen wollen, haben wir das Recht, uns emotional zu distanzieren. Das bedeutet nicht, dass wir aufhören, sie zu unterstützen, aber es bedeutet, dass wir uns selbst schützen, damit wir in unserer eigenen Kraft bleiben können.
Ein wichtiger Schritt in diesem Prozess ist es, sich bewusst zu machen, dass wir nicht für die Probleme anderer verantwortlich sind. Oft tragen wir den emotionalen Ballast anderer, weil wir glauben, helfen zu müssen, oder weil wir denken, dass ihre Probleme auch unsere sein könnten. Doch die Wahrheit ist, dass jeder Mensch für seine eigene Energie verantwortlich ist. Wenn wir beginnen, diese Unterscheidung klar zu erkennen, können wir uns freier fühlen.
Es geht auch darum, die eigenen energetischen Grenzen zu respektieren. Wenn du spürst, dass du von der Last der anderen überwältigt wirst, dann ist es wichtig, dir Zeit für dich selbst zu nehmen. Schaffe Momente der Stille, der Reflexion und der Selbstfürsorge. Ob es eine Meditation, ein Spaziergang in der Natur oder einfach nur ein paar tiefe Atemzüge sind – diese Praktiken helfen dir, dich wieder zu zentrieren und den inneren Frieden zu finden, den du vielleicht vermisst hast.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Fähigkeit, Mitgefühl zu entwickeln – für dich selbst und für andere. Mitgefühl bedeutet nicht, das Drama der anderen zu übernehmen. Es bedeutet, ihre Kämpfe zu sehen und anzuerkennen, ohne sie zu deinem eigenen zu machen. Mitgefühl für dich selbst zeigt sich darin, dass du erkennst, wann du genug gegeben hast und wann es an der Zeit ist, dich zurückzuziehen, um deine eigene Energie aufzuladen.
Wenn wir lernen, uns bewusst abzugrenzen, beginnen wir, unser Leben anders zu gestalten. Wir ziehen Menschen an, die unsere Energie respektieren, und wir finden uns in Situationen wieder, die uns Kraft geben, anstatt uns zu erschöpfen. Es ist ein Prozess des Erwachens, bei dem wir immer mehr erkennen, wie unsere eigene innere Welt mit der äußeren Welt interagiert. Indem wir Verantwortung für unsere Energie übernehmen, schaffen wir Raum für Frieden, Klarheit und ein tieferes Verständnis für uns selbst.
Abgrenzung ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Es ist der liebevolle Akt, sich selbst genug zu schätzen, um nur das zuzulassen, was uns unterstützt und nährt. Wenn du dich auf diesen Weg begibst, wirst du feststellen, dass das Drama anderer Menschen immer weniger Einfluss auf dich hat. Du wirst ruhiger, klarer und in der Lage, dein Leben mit mehr Leichtigkeit und Freude zu gestalten.
Liebe Renate!
Es tut immer wieder gut, Deine Mails zu erhalten – sie veranlassen mich zum Innehalten und zum Reflektieren!
Danke dafür!
Hast Du wieder einmal Zeit und Lust auf einen Kaffee?
Liebe Grüße
Uta